Zeitungsartikel Handicap
EMSDETTEN. Unter dem Motto „Handicaps in unserer Gesellschaft“
hat sich die Klasse 10c der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) am Freitagmorgen
auf den Weg in die Innenstadt gemacht – mit zehn Rollstühlen und einem
Fachmann auf vier Rädern.
Gemeinsam mit der Fachlehrerin Christiane
Steidl und Thomas Gesenhues, Mitglied im Behindertenbeirat
der Stadt Emsdetten, machten sich die Jugendlichen am Freitag auf den
Weg in eine für sie zwar bekannte, aber so noch nie wahrgenommene Innenstadt.
Voller Euphorie über den praktischen Religionsunterricht und die Rollstühle,
die die Firma Kapernagel & Menßen bereitstellte, erreichten die
Schüler den Katthagen über Hof Deitmar binnen Minuten. Doch dort hatte
es bereits erste Barrieren gegeben: Unebenheiten und Steigungen wurden
für die Schüler zu ersten Herausforderungen. Nicht viel einfacher erlebten
sie dann etwa einen fiktiven Einkauf im Lebensmittelmarkt Kaufland.
Die Angebote der Woche – für die Jugendlichen aus der Sitzposition in
unerreichbar luftiger Höhe. Keine Chance ohne fremde Hilfe. „Jedes Mal
quer durch den Laden, um einen Verkäufer um Hilfe zu bitten“, sagt
Thomas Gesenhues, das mache einen Einkauf schnell zum Geduldspiel.
„Es war schwer, anstrengend und man ist trotzdem nicht überall hingekommen“,
sagt der 16-jährige Finn. Viel schlimmer noch: „Die Leute gucken
einen alle an“, sagt eine Mitschülerin. Dabei seien die Blicke, die
ihr zugeworfen worden, längst nicht immer verständnisvoller Art gewesen.
Der Abstecher im Drogeriegeschäft Rossmann – für die Schülerinnen eine
ungewohnt strapaziöse Aufgabe. Aber: „Grundsätzlich sind die Leute hier
sehr hilfsbereit“, sagt Thomas Gesenhues. Ihre Erfahrungen wollen
die Schüler schon bald in das Online-Projekt Wheelmap, eine interaktive,
die rollstuhlgerechte Orte anzeigt, einfließen lassen. Fragt man
Thomas Gesenhues, wie er seine Emsstadt in Bezug auf die Barrierefreiheit
in Schulnoten bewerte, sagt er: „Befriedigend. In den nächsten Jahren
aber müssen sich vor allem die Einzelhändler ‚dringend etwas einfallen
lassen.“ Denn die Lokale und Geschäfte in der City selbst seien es,
in denen für die Nutzer von Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen
noch optisch sichtbare Hürden beseitigt und behindertengerechte Infrastruktur
geschaffen werden müsste.
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